Die 9. Waldenbuch Open: Strahlende Gewinner, ein Schockerlebnis und hochklassiges Tennis

Wolfgang Hoesch Tennis

 

Grund zur Freude: Finalteilnehmer*innen, Organisationsteam, TSV- und Stadt-Repräsentanten bei der Siegerehrung der 9. Waldenbuch Open Fotos: WH

Die Würdigung seitens der Veranstalter gilt am Ende eines Tennisturniers stets den herausragenden Spielerinnen und Spielern. Bei den 9. Waldenbuch Open konnten sich aber auch die Organisatoren über lobende Worte freuen. “Das ist ein tolles Turnier, macht weiter so!”, rief Michael Kocher, wie schon 2018 Sieger im Wettbewerb der Herren 50, bei der Siegerehrung dem Organisationsteam zu. Bernd Schorer konnte dem nur beipflichten: “Das Turnier ist sehr, sehr gut organisiert, die Betreuung und das Zeitmanagement sind hervorragend”, urteilte der 62-Jährige, der im Laufe seiner langen Tenniskarriere schon zahlreiche Turnier-Schauplätze kennengelernt hat.

Sieger im Wettbewerb der Herren 60: Bernd Schorer

Bei den Waldenbuch Open war Schorer zum ersten Mal am Start – und er gewann auf Anhieb den Wettbewerb der Herren 60. “Die Hitze an den ersten Tagen war grenzwertig”, bilanzierte der Linkshänder, der das Glück hatte, dass seine Gegner im Viertel- und im Halbfinale sich nicht dem Schlagabtausch mit dem in der deutschen Rangliste an Position sechs geführten Favoriten gestellt hatten. “Eigentlich möchte man natürlich spielen, um im Rhythmus zu bleiben”, kommentierte der Sportler vom TV Ostende in Hamburg den Leerlauf, in Anbetracht der hochsommerlichen Temperaturen kamen ihm die Spielpausen aber auch nicht gänzlich ungelegen. Das Endspiel gegen Harald Bauer (NHTC Nürnberg) hatte Schorer weitgehend unter Kontrolle, er siegte 6:4, 6:2.

Das Wetter war nicht nur aus Schorers Sicht ein einflussreicher Faktor bei den 9. Waldenbuch Open. Drei Tage lang verlangte die Hitzewelle den Spielerinnen und Spielern ein hohes Maß an Kondition und Konzentration ab. Die extremen Anforderungen ließen sich nur durch viel Mineralwasser oder andere mineralische Getränke, durch Abkühlung mit kaltem Wasser aus den auf den Plätzen bereitgestellten Eimern und durch die eine oder andere längere Pause beim Seitenwechsel kompensieren. In der Hitze des ersten Turniertages hatte ein medizinischer Notfall für ein Schockerlebnis bei den Organisatoren, Turnierteilnehmern und Zuschauern gesorgt. Dank schneller und professioneller lebenserhaltender Maßnahmen konnte der betroffene Spieler vor dem Herztod bewahrt  werden. Ursel Deinaß aus dem Team der Turnierleitung rühmte insbesondere den vorbildlichen Einsatz von Boris Clar (VfL Sindelfingen) und Rudi Fischer (TC Sigmaringen) als Lebensretter: “Sie haben ihn erfolgreich reanimiert und später ein Lob vom Notarzt für ihr beherztes Eingreifen erhalten.”

Damen-50-Gewinnerin Petra Biber-Lessig: Durstlöscher waren wichtig

Nach der Hitzewelle nahm heftiger Gewitterregen Einfluss auf den Turnierablauf. Am Halbfinal-Tag mussten deswegen acht Matches von den Freiplätzen in die Halle verlegt werden, wobei eines dieser Spiele nicht zustande kam: Regina Marsikova (TC Weiss-Rot Stuttgart) verzichtete auf die Fortsetzung ihres Duells mit Petra Biber-Lessig vom TC Waiblingen. Mit Rücksicht auf eine noch nicht vollständig auskurierte Verletzung wollte die ehemalige Doppel-Gewinnerin der French Open nicht auf dem schnelleren und weniger dämpfenden Hallenbelag spielen.

Ihr Abonnement auf den Turniersieg bei den Waldenbuch Open im Wettbewerb der Damen 50 konnte Regina Marsikova nach dem Rückzug nicht verlängern – das eröffnete Petra Biber-Lessig, aber auch deren Endspiel-Konkurrentin Sabrina Henrich (TC Blau-Weiß Weiher) eine neue Perspektive: Finalsieg statt Frusterlebnis stand plötzlich auf dem Programm. Petra Biber-Lessig hatte allerdings schon in ihrem Halbfinale gegen Regina Marsikova ihre gute Form demonstriert. “Mein Ziel war es, in jedem Satz wenigstens ein Spiel zu gewinnen”, beschrieb sie ihre Devise für das Duell mit der ehemaligen Weltklassespielerin. Beim Abbruch der Auseinandersetzung auf dem Freiplatz stand es indes 5:5 im ersten Satz – schon da war die Außenseiterin nicht chancenlos. Im Endspiel gegen die Vorjahresfinalistin Sabrina Henrich ließ sich Petra Biber-Lessig die Chance auf den Turniersieg dann nicht mehr entgehen – sie siegte 6:1, 6:1.

Steffen Maucher: Diesmal hat’s geklappt mit dem Turniersieg bei den Herren 40

Anders als Sabrina Henrich hatte Steffen Maucher vom TC Sport Scheck München auf der Tennisanlage des TSV Waldenbuch kein Déjà-vu-Erlebnis. Im Vorjahr hatte er das Endspiel der Herren 40 gegen Lokalmatador Thomas Nolte verloren, diesmal setzte er sich gegen den favorisierten Sven Schulz (TC Denzlingen, Nummer fünf der deutschen Rangliste) mit 5:7, 6:4 und 10:7 im Match-Tiebreak durch. “Mit den Verhältnissen bin ich besser zurecht gekommen als im vergangenen Jahr”, freute sich Maucher über den am Sonntag anfänglich vom Regen etwas aufgeweichten Spielbelag, “dadurch konnte ich bei den flachen Bällen mit meiner Vorhand besser agieren.” Außerdem setzte er seine auf Sandplätzen riskante Serve-and-volley-Strategie etwas dosierter ein als noch gegen Nolte, was letztlich von Erfolg gekrönt war.

Eine Klasse für sich war wie schon bei der Turnier-Ausgabe 2018 der aus Filderstadt stammende Michael Kocher (TC Bad Vilbel) in der Konkurrenz der Herren 50 (6:1, 6:1 im Finale gegen Uwe Kuballa vom TC Esslingen), und auch Barbara Scherer verteidigte ihren vor Jahresfrist gewonnenen Titel bei den Damen 60 mit Erfolg. Die Spielerin vom TC Esslingen besiegte im Endspiel Dagmar Keiser (HTC Bietigheim) mit 6:2, 6:2.

Die Aktiven des gastgebenden TSV Waldenbuch konnten diesmal in den Titelkampf nicht entscheidend eingreifen – lediglich im Mixed-Wettbewerb erreichte ein Waldenbucher Duo (Damaris Frank/Florian Fetzer) das Finale. In den Einzel-Konkurrenzen war  für Franz-Peter Stümper (Herren 40), Axel Kolb (Herren 50), Uli Schmidt (Herren 55) und Bodo Knüppel (Herren 70) jeweils das Viertelfinale die Endstation. Für Turnier-Organisator Volker Deinaß und sein Team bleibt das Zeitfenster derweil weit geöffnet: “Ich freue mich schon auf die 10. Waldenbuch Open”, versprach Volker Deinaß die Fortsetzung der Erfolgsstory.

Eine Klasse für sich: Michael Kocher, Sieger im Wettbewerb der Herren 50

Die Endspiele der 9. Waldenbuch Open:

Damen 40: Nadine Kalweit (SV Böblingen) – Jessica Goebel (TC Esslingen) 6:2, 6:4
Damen 50: Petra Biber-Lessig (TC Waiblingen) – Sabrina Henrich (TC Blau-Weiß Weiher) 6:1, 6:1
Damen 60: Barbara Scherer (TC Esslingen) – Dagmar Keiser (HTC Bietigheim) 6:2, 6:2
Herren 40: Steffen Maucher (TC Sport Scheck München) – Sven Schulz (TC Denzlingen) 5:7, 6:4, 10:7
Herren 50: Michael Kocher (TC Bad Vilbel) – Uwe Kuballa (TC Esslingen) 6:1, 6:1
Herren 55: Udo Betz (TC Wolfsberg Pforzheim) – Ralf Lübbert (TC Degerloch) 6:1, 6:2
Herren 60: Bernd Schorer (TV Ostende in Hamburg) – Harald Bauer (NHTC Nürnberg) 6:4, 6:2
Herren 65: Michael Landrock (SV Arnegg) – Chinh Hoc Vuong (ETV Nürtingen) 6:2, 6:3
Herren 70 (Wolfgang Czernai (TV Buchschlag) – Reinhardt Saalfrank (TC Schweinfurt) 6:2, 6:2
Mixed 40: Tim Goebel/Jessica Goebel (TC Bernhausen/TC Esslingen) – Florian Fetzer/Damaris Frank (TSV Waldenbuch) 6:0, 6:3

Die Zuschauer erlebten bei den 9. Waldenbuch Open spannende und hochklassige Spiele

Siegerehrung im Wettbewerb der Damen 40 (v.l.n.r.): Ursel Deinaß (Turnierleitung), Nadine Kalweit (Siegerin), Jessica Goebel (Finalistin), Stadträtin Ingrid Münnig-Gaedke

Verschleißerscheinung: Nicht nur die Tennisspielerinnen und -spieler, auch das Material wurde bei den 9. Waldenbuch Open auf eine harte Probe gestellt