8. Waldenbuch Open: Großartiges Senioren-Tennis vor großer Kulisse in großer Hitze

Wolfgang Hoesch Tennis

Große Kulisse: Die hochklassigen Darbietungen der Finalteilnehmer begeisterten die Zuschauer Fotos: WH

Die 8. Waldenbuch Open waren ein fünftägiger Fitnesstest unter erschwerten Bedingungen: Bei  hochsommerlichen Temperaturen – mit Ausnahme des Turniersamstags – mussten die Spielerinnen und Spieler ein hohes Maß an Kondition und Konzentration aufbringen, aber die Matches auch ökonomisch angehen, wenn sie am Ende einer Hitzeschlacht den Platz ohne erkennbare Gesundheitsprobleme verlassen wollten. Nach dem letzten Ballwechsel lautete das Fazit: Test bestanden. Die zahlreichen Zuschauer bekamen hochklassiges Senioren-Tennis geboten, wobei insbesondere die Hochgeschwindigkeits-Ballwechsel in den Finals der Herren 40 und Herren 50 das Publikum begeisterten.

Selten hat man bei den Waldenbuch Open aber auch so viele Flaschen auf den Courts gesehen – eine Beobachtung, die sich allerdings in keinster Weise auf die Leistungen der Akteure in kurzen Röcken oder Hosen bezog. Es galt vielmehr, sehr  viel  Mineralwasser oder dergleichen zu “tanken”,  um den enormen Flüssigkeitsverlust unter der sommerlichen Hitzeglocke auszugleichen. “Wichtig ist, dass man schon rechtzeitig vor dem Match mit dem Trinken beginnt und nicht erst, wenn der Durst einen dazu zwingt”, erläuterte Herren-40-Sieger Thomas Nolte seine Devise.

Das Organisationsteam der TSV-Tennisabteilung hatte neun Einzel-Wettbewerbe (Damen 40, 50 und 60, Herren 40, 50, 55, 60, 65 und 70) sowie eine Mixed-Konkurrenz im Angebot. Damit das Match-Pensum bewältigt werden konnte, stellten die befreundeten Vereine TC Schönaich und TC Bernhausen an den ersten Turniertagen auch Plätze auf ihren Anlagen zur Verfügung. Wie in den vergangenen Jahren standen mehr als 200 Namen auf den Meldelisten, wobei die Anzahl der DTB-Ranglistenspieler diesmal so groß war wie nie zuvor.  Als wirkungsvolle Triebfeder erwies sich dabei, dass der DTB das auch außerhalb der WTB-Bezirke beliebte Senioren-Event in seine zweithöchste Turnier-Kategorie (S2) hochgestuft hat. Dadurch konnten die Akteure deutlich mehr Punkte für die Rangliste sammeln als in den Jahren zuvor. Außer aus dem WTB-Bereich kamen Spielerinnen und Spieler aus Baden, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern, die weiteste Anreise hatte eine Teilnehmerin aus Berlin. “Wir haben Spiele von großer Qualität, aber auch von großer Fairness gesehen”, bilanzierte TSV-Abteilungsleiter Stefan Lehle.

Eine Klasse für sich im Wettbewerb der Damen 50: Regina Marsikova

Tennis auf hohem Niveau boten indes nicht nur die Finalisten, sondern auch die Spielerinnen und Spieler aus den Reihen des TSV. Am erfolgreichsten war dabei Franz-Peter Stümper, dessen Siegeszug bei den Herren 40 erst im Halbfinale vom späteren Turnier-Champion Thomas Nolte (TC Heilbronn am Trappensee) gestoppt wurde. Das Viertelfinale der Herren 50 war Endstation für Uli Schmidt, der nach deutlicher Führung im Match gegen Florian Mehnert (TC Degerloch) den Faden verlor. Ähnlich erging es Monika Deg: Sie musste im Viertelfinale der Damen 60 ihrer Kontrahentin Sonja Hentschel (TEVC Kronberg/Hessen) zum Sieg gratulieren. Ebenfalls bis ins Viertelfinale stießen bei den Herren 60 Andreas Müller und Joerg Wagner vor. Nach zwei gewonnenen Match-Tiebreaks in den Runden zuvor zog Andreas Müller dort gegen Wolfgang Pietsch (KV Untertürkheim) in einem weiteren “Elfmeterschießen” des Tennissports mit 6:4, 2:6, 5:10 den Kürzeren. Für Joerg Wagner kam das Aus (1:6, 2:6) gegen den an Position 2 gesetzten Frieder Goll vom TV Bissingen/Teck. Ein weiterer TSV-Akteur bei den Herren 60, Thomas Wörns, hatte zwar sein Auftaktmatch verloren, in der Nebenrunde erreichte er dann aber das Finale, in dem er Ermin Esch vom TC Pliezhausen denkbar knapp (3:6, 6:3, 7:10) unterlag.

Zum Kreis der Favoriten im Wettbewerb der Herren 50 zählte Michael Kocher, und trotzdem war sein Siegeszug keineswegs selbstverständlich. “Ich bin es in diesem Jahr nicht gewohnt, vier Tage hintereinander Tennis zu spielen , schon gar nicht bei so großer Hitze”, sagte der Spieler vom TC Bad Vilbel in Hessen, der aus Filderstadt stammt. Eine Wadenverletzung hatte seinen Tatendrang bisher eingebremst. Im Turnierverlauf musste sich Kocher gegen eine Phalanx von Akteuren des TC Degerloch behaupten – Oliver von Gartzen, Florian Mehnert und schließlich Martin Fortun, den er im Endspiel mit 6:1, 7:6 besiegte. “Mir war nach dem ersten Satz klar, dass das nicht so weitergehen wird”, resümierte Kocher nach dem Finale. In der spannenden Endphase des zweiten Satzes bewies er außer exzellentem Ballgefühl nach einem 2:5-Rückstand im Tiebreak auch Nervenstärke. “Jetzt brauche ich ein Spezi mit hundert Eiswürfeln”, war danach sein sehnlichster Wunsch.

Ganz ohne Tempomat gingen die beiden Finalisten in der Konkurrenz der Herren 40 zu Werke – was angesichts ihrer Position in der deutschen Rangliste auch nicht verwunderlich war: Thomas Nolte (LK 2 / DTB-Rang 7) vom TC Heilbronn am Trappensee und Steffen Maucher (LK 3 / DTB-Rang 16) vom Münchner Sportclub standen in der Favoritenskala weit oben. Obwohl das Turnier auf Sandplätzen stattfindet, hielt Steffen Maucher im Endspiel unverdrossen an seinem Serve-and-Volley-Tennis fest. Die Passierschläge seines Gegners waren für ihn aber oftmals unerreichbar, so dass seine Strategie letztlich nicht von Erfolg gekrönt war. “Ich hätte besser in der Halle gespielt”, scherzte Maucher, nachdem er Nolte zu dessen 6:4, 6:4-Sieg gratuliert hatte.

Hochklassiges Senioren-Tennis gab es indes nicht nur in den Herren-Konkurrenzen zu sehen, sondern auch in den Wettbewerben der Damen. Dort setzte sich bei den Damen 40 im Final-Duell zweier ungesetzter Spielerinnen Tanja Maile-Zinser vom TC Herrenberg gegen Daniela Zepf vom TC Onstmettingen mit 6:4, 6:4 durch. Wer auf die Siegerin der Damen 50 hätte wetten wollen, dem wäre eine ausgesprochen schlechte Quote sicher gewesen: Regina Marsikova (TC Weiss-Rot Stuttgart), ehemalige Doppel-Gewinnerin bei den French Open in Paris und seit Jahren unbesiegter Stammgast bei dem Waldenbucher Turnier, zog auch diesmal in gewohnter Souveränität von Court zu Court und von Runde zu Runde. Im Endspiel besiegte sie Sabrina Henrich vom TC Doggenburg mit 6:2, 6:0. “Am Anfang konnte ich noch gut mithalten”, sagte Sabrina Henrich, “aber dann wurde der Druck immer stärker, und vor allem ihre Stopps waren kaum zu erreichen.”  Druck hätte auch Barbara Scherer vom TC Esslingen im Endspiel der Damen 60 gerne aufgebaut. Doch ihre Final-Gegnerin Cornelia Keller (TC Weiss-Rot Stuttgart) war vorzeitig abgereist, um an den Deutschen Meisterschaften teilzunehmen.  “Für uns und auch für Barabara war das natürlich bedauerlich”, kommentierte Turnier-Organisator Volker Deinaß den unverhofften Ausfall eines Endspiels.

Fünf Tage (und manche Nächte) im Dauereinsatz – das Organisations-Team hatte alles im Griff

Die Damen-Teams des TSV boten eine große Kuchen-Auswahl am Büffet – viele Zuschauer und Teilnehmer ließen es sich schmecken

Exzellentes Ballgefühl und gute Nerven: Michael Kocher aus Filderstadt gewann das Finale der Herren 50

Tanja Maile-Zinser vom TC Herrenberg setzte sich im Finale der Damen 40 durch

 

Turniersieger bei den Herren 40: Thomas Nolte vom TC Heilbronn am Trappensee wurde seiner Favoritenrolle gerecht

Der Ball hat’s in sich: Regina Marsikova erhält von Turnier-Organisator Volker Deinaß die Siegpräme