11. Waldenbuch Open: Ein Sieg über den Regen

Wolfgang Hoesch Tennis

Gute Laune am Ende einer anspruchsvollen Turnierwoche: Die Sieger, Finalisten und Organisatoren der 11. Waldenbuch Open Fotos: WH

Die 11. Ausgabe der Waldenbuch Open geht in die Geschichte dieses beliebten Tennisturniers für Seniorinnen und Senioren ein als das Event, bei dem Regenwetter vom ersten bis zum letzten Turniertag den Spielplan kontaminierte. „So eine Turnierwoche habe ich hier noch nicht erlebt“, kommentierte Organisator Volker Deinaß die Wetterunbilden. „Der Dienstag ging noch einigermaßen, der Mittwoch war schon schlechter, der Donnerstag war ganz schlecht, da habe ich gedacht: schlimmer geht es nicht. Am Freitag war es dann aber noch schlimmer. Am Samstag haben wir in vier Hallen angefangen, dann wurde das Wetter besser, am Ende mussten wir mit einem Match wieder in die Halle umziehen.“ Da mochte der Sonntag, an dem die Endspiele auf dem Programm standen, nicht aus der Reihe tanzen: Erneut stoppte zunächst Regen die Aktivitäten der Spielerinnen und Spieler, erst nach der wetterbedingten Verzögerung konnten in den Finals die Turniersieger ermittelt werden.

Tennis ist kein Wasserball: Regen-getränkter Court mit Turnierteilnehmern als Zaungästen

Ein flexibel agierendes Organisationsteam, verständnisvolle (und ebenfalls flexible) Spielerinnen und Spieler sowie die Bereitschaft befreundeter Vereine in Schönaich, Neckartenzlingen, Holzgerlingen und Bernhausen, den Turnier-Veranstaltern Hallenplätze zur Verfügung zu stellen, sorgten dafür, dass es wie geplant am Sonntag eine Siegerehrung geben konnte, in deren Rahmen Volker Deinaß die Leistungen der Gewinner in den fünf Damen- und sieben Herren-Konkurrenzen sowie der jeweils Zweitplatzierten gewürdigt und das mit Tennisbällen „ummantelte“ Preisgeld von 100 bzw. 50 Euro überreicht hat.

Rund 170 Spielerinnen und Spieler waren diesmal der Einladung zur Teilnahme an den 11. Waldenbuch Open gefolgt, wobei die Wettbewerbe der Damen 70 und der Herren 75 in Waldenbuch ihre Premiere erlebten. Außer den zwölf Einzel-Konkurrenzen gehörten zum Angebot auch zwei Wettbewerbe im Mixed-Doppel in den Altersklassen 50 und 65.

Die Teilnehmer der Tennisabteilung des TSV Waldenbuch erwiesen sich zu Turnierbeginn überwiegend als freundliche Gastgeber, sie profilierten sich dann aber in den ebenfalls angebotenen Nebenrunden. Dieter Schaffer (Herren 75), Thomas Schreiner (Herren 60), Frank Deinaß (Herren 55) und Markus Thomas (Herren 50) setzten sich in diesen Wettbewerben durch. Erfolgreichster TSV-Spieler im Hauptfeld war Franz-Peter Stümper, dessen Siegeszug erst im Halbfinale der Herren 50 von Oliver Scherschlicht gestoppt wurde.

Oliver Scherschlicht in Aktion

Der Akteur vom TC Boehringer Ingelheim konnte allerdings tags darauf beim 1:6, 0:6 im Finale der Herren 50 gegen den Baden-Württembergischen Meister Andreas Brandt (TSG Söflingen) nicht mehr an die zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen. Gleichwohl sorgte Oliver Scherschlicht bei den zahlreichen Zuschauern für ein Aha-Erlebnis, indem er den Begriff „Second Hand“ um eine spezielle Variante bereicherte: Je nach Spielsituation wechselte er den Tennisschläger von der rechten in die linke Hand (oder umgekehrt) und konnte dadurch die Vorhand nach Belieben einsetzen. „Das mache ich schon immer so“, klärte er Fragesteller auf, „ich schreibe mit links, habe Tennis aber mit rechts angefangen. Mein Trainer hat dann gemeint, ich solle das so beibehalten.“ Nun schlägt Oliver Scherschlicht mit rechts auf („In dem Arm habe ich etwas mehr Kraft“), spielt aber Grundschläge und Volleys gerne mit links und die Rückhand je nach Bedarf beidhändig.

Sonja Hentschel (mit Volker Deinaß) siegte bei den Damen 70

Ganz so variabel agieren die Gewinnerin und der Gewinner der erstmals in das Turnierprogramm aufgenommen Konkurrenzen der Damen 70 und der Herren 75 zwar nicht, ihrer Favoritenrolle wurden die jeweils an Position 1 gesetzten Sonja Hentschel (TEVC Kronberg) und Jürgen Hartmann (TC Wolfsberg Pforzheim) aber vollauf gerecht. Jürgen Hartmann, der sich gerade erst von einer Stent-Implantation am Herzen erholt hatte und dem insofern auch zwei spielfreie Runden zu Turnierbeginn entgegenkamen, besiegte Richard Klimmer (TSG Backnang Tennis) im Finale mit 6:1, 6:3. Sonja Hentschel (73), die bereits zum dritten Mal an den Waldenbuch Open teilnahm, freute sich, dass sie diesmal in einer ihrem Alter entsprechenden Kategorie antreten konnte. Sie musste ein Match mehr bestreiten als Jürgen Hartmann, dabei kamen ihr außer der Schlagtechnik insbesondere ihre Fitness und Kondition zugute. „Ich habe mein Leben lang Sport gemacht“, erzählte die ehemalige Handball- und Volleyballspielerin, die nach einer Hüftoperation die Vorzüge eines Sportstudios schätzen gelernt hat und sich dort weiterhin fit hält. Außerdem ist sie nach wie vor „immer in Bewegung“. So musste Sonja Hentschel nur im Endspiel der Damen 70 gegen Gabriele Kuhn vom HTC Bietigheim (7:5, 6:4) hinhaltenden Widerstand überwinden, ehe ihr Turniersieg feststand.

Pechvogel des Turniers: Matthias Mander (li.) musste im Finale der Herren 55 gegen Günter Dockhorn aufgeben

Strahlende Sieger sind ein gewohntes Bild bei Tennisturnieren – bei den 11. Waldenbuch Open gab es indes auch einen tragischen Verlierer. Matthias Mander vom TC Degerloch sah im Finale der Herren 55 gegen Günter Dockhorn (TK Bietigheim) beim Spielstand von 6:1, 5:1 wie der unangefochtene Sieger aus – sprichwörtlich konnte man den Sekt schon kaltstellen. Dann aber ereilte ihn eine Verletzung (vermutlich eine Adduktorenzerrung), er quälte sich noch bis zum 5:5 im zweiten Satz durch die Ballwechsel (unter anderem auch mit Aufschlägen „von unten“) und gab dann auf. Bei der Siegerehrung bewies Matthias Mander als Zweitplatzierter dann, dass auch ihm das Lachen nicht ganz vergangen war. Das galt am Ende einer Regen-intensiven Turnierwoche für alle, die auf ihre Art zum Gelingen der 11. Waldenbuch Open beigetragen haben.

Die Siegerliste der 11. Waldenbuch Open

Herren 40 (Gruppenspiele):
1. Jörg Peltzer (TC Schwarz-Gelb Heidelberg)
2. Sven Zinser (TC Sonthofen)

Siegerin bei den Damen 40: Isabell Willer (mit Volker Deinaß)

Damen 40 (Gruppenspiele):
1. Isabell Willer (TC Doggenburg)
2. Anke Knoll (TC Niederwürzbach)

Herren 50, Finale:
Andreas Brandt (TA TSG Söflingen) – Oliver Scherschlicht (TC Boehringer Ingelheim) 6:1, 6:0

Damen 50 (Gruppenspiele), Finale:
Sibylle Elsland (TC Doggenburg) – Petra Dobusch (TC Doggenburg) 7:5, 6:0

Herren 55, Finale:
Günter Dockhorn (TK Bietigheim) – Matthias Mander (TC Degerloch) 1:6, 5:5 – Aufgabe Mander

Herren 60, Finale:
Warren Hastings (TC Schallstadt-Wolfenweiler) – Heiko Knappmann (TC Wolfsberg Pforzheim) 6:1, 6:4

Damen 60 (Gruppenspiele), Finale:
Regina Marsikova (TC Blau-Weiß Weiher) – Angelika Strese (TC Maichingen) 6:0, 6:0

Herren 65, Finale:
Harald Bauer (NHTC Nürnberg) – Eugen Lengerer (TC Weil im Schönbuch) 6:2, 6:2

Damen 65, Finale:
Dagmar Keiser (HTC Bietigheim) – Anna Grittmann (TC Schönb. Aschaffenburg) 6:2, 6:1

Sieger bei den Herren 75: Jürgen Hartmann (li.) erhält das Preisgeld von Volker Deinaß

Herren 70, Finale:
Hermann Kapfer (1. FC Sachsen) – Christian Onken (FC 74 München) 6:2, 4:6, 10:3

Damen 70, Finale:
Sonja Hentschel (TEVC Kronberg) – Gabriele Kuhn (HTC Bietigheim) 7:5, 6:4

Herren 75, Finale:
Jürgen Hartmann (TC Wolfsberg Pforzheim) – Richard Klimmer (TSG Backnang Tennis) 6:1, 6:3

Mixed 50 Doppel (Gruppenspiele):
1. Anke Wallenhorst/Andreas Thiele (TC Weil im Schönbuch)
2. Claudia Bayer/Helmut Bayer (Cannstatter TC)

Mixed 65 Doppel, Finale:
Christa Csok/Wilfried Pabst (WTB) – Beate Scheurle/Siegfried Scheurle (WTB) 6:4, 3:6, 10:3

Günter Dockhorn (Herren 55) in Aktion

Regina Marsikova war wieder einmal eine Klasse für sich – sie gewann alle Matches 6:0, 6:0

Die Zuschauer der 11. Waldenbuch Open sahen hochklassige und oftmals spannende Spiele

Herren-50-Sieger Andreas Brandt (re.) mit Franz-Peter Stümper (li., Platz 3) und Volker Deinaß

Bei den Herren 60 nicht zu stoppen: Warren Hastings

Bei den Damen 65 wurde die Favoritin Dagmar Keiser (li.) ihrer Rolle gerecht: Klarer Sieg im Finale gegen Anna Grittmann (re.)